J.J. Augustin, 1955. — 70 S. — (Ägyptologische Forschungen 4).
Die Materie, von der auf den folgenden Seiten einige Teilfragen in neuer Bearbeitung vorgelegt werden, ist für die Geschichte des alten Ägypten von besonderer Bedeutung; handelt es sich bei den Libyern doch nicht um ein beliebiges "Fremdvolk", dessen Beziehungen zu Ägypten rein äusserer Natur waren, wie es etwa bei den Völkern Vorderasiens und des Mittelmeeres mehr oder weniger der Fall war. Zwar bieten sich uns wie bei diesen auch die Beziehungen zwischen Ägyptern und Libyern meist in solch äusserer Form dar - in der Regel von kriegerischen Verwicklungen oder etwa libyschem Söldnerdienst im ägyptischen Heer -, und die Ägypter der historischen Zeit haben die libyschen Stamme sicher nicht mit anderen Augen angesehen als irgendwelche anderen Ausländer, gegen die sie Kriege zu führen hatten, um die Grenzen ihres Landes weiter vorzuschieben oder sich gegen Einfälle der Nachbarn zu schützen; das innere Verhältnis dieser beiden Völker zu einander geht aber über das bloss Politische weit hinaus, es greift tiefer. Den Ägyptern selbst, und zwar offenbar von der frühesten Zeit an, in der wir überhaupt so allgemein von "Ägyptern" sprechen können, ist dies engere Band, das sie mit ihren libyschen Nachbarn verknüpfte, allerdings nie bewusst oder auch nur bekannt gewesen, was ohne Zweifel auch umgekehrt von den Libyern gilt.