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Richard Hamann, Hermand Jost. Deutsche Kunst und Kultur von der Gründerzeit bis zum Expressionismus: Band IV: Stilkunst um 1900

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Richard Hamann, Hermand Jost. Deutsche Kunst und Kultur von der Gründerzeit bis zum Expressionismus: Band IV: Stilkunst um 1900
Akademie-Verlag, 1967. — 568 S.
Einmal ganz grob gesprochen, wird das machtpolitische Spannungsfeld der Jahrhundertwende von zwei Polen bestimmt: dem übersteigerten Nationalismus der wilhelminischen Führungsschicht und der ständig wachsenden Arbeiterklasse, die sich in der Sozialdemokratie ihre offizielle Interessenvertretung geschaffen hatte. Der Eindeutigkeit dieses ideologischen Gegensatzes, der hauptsächlich die gesellschaftlichen und ökonomischen Auseinandersetzungen betrifft, läßt sich auf kulturellem Gebiet kaum etwas Vergleichbares zur Seite stellen. Hier liegt der Schwerpunkt weder auf dem forcierten Reprasentationsbedürfnis der neureichen Kommerzienräte noch auf den erst keimhaft entwickelten literarischen Bemühungen der geistig interessierten Arbeiterkreise, sondern auf dem mittleren Bürgertum, der sogenannten ,,dritten Macht“. Daß die wilhelminische Hautevolee in dieser Hinsicht versagte, ist bei den gründerzeitlichen Traditionen dieser Schichten nicht verwunderlich. Ihrem Geschmack entsprachen bombastische Siegesalleen, eine renaissancehafte Palastarchitektur und ein literarischer Highlife-Idealismus, der sich in geschwollenen Jambentragödien und pikant verzuckerten Salonromanen erschöpft. Die geistige und kulturelle Unbildung der Handwerker, Industriearbeiter und kleinen Angestellten hing dagegen aufs engste mit ihrer ökonomischen Zwangslage zusammen. Was sich hier an Tatkraft regte, mußte bei der Gespanntheit der sozialen Verhiltnisse erst einmal politisch zum Austrag kommen, bevor es sich auf kulturellem Sektor auswirken konnte. Dazu kam, daß die Sozialdemokratie in diesen Jahren noch kein eigentliches Kulturprogramm besaß, sondern ihren Anhängern unter der Parole ,,Wissen ist Macht“ ein relativ wahlloses Aneignen der geistigen und kulturellen Überlieferung empfahl. Es blieb daher bei den Bemühungen der Arbeiterbildungsvereine und der Volksbühnenbewegung, die selbstverständlich nicht mehr als eine aufklärende Aufgabe erfüllen konnten und obendrein mit vielen staatlichen Schikanen zu kämpfen hatten.
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