Stuttgart: Konrad Theiss Verlag, 2011. — 180 p.
Johann Gustav Droysen nannte 1833 Ionien das „schönste Drittel Griechenlands“. Zwar hatte der Historiker Griechenland nicht selber gesehen, aber die antiken Quellen sind eindeutig. So nennt Thukydides die ionischen Städte die reichsten Griechenlands, und Herodot preist das Klima in diesem mittleren Abschnitt der Westküste Kleinasiens. Der Philosoph Hekataios von Milet hielt Ionien sogar für die Mitte der Erdscheibe, um die sich die Oikoumene anordnet. Dass er damit nicht so ganz Unrecht hatte, soll in diesem Buch gezeigt werden: Das kleinasiatische Ionien war eine Drehscheibe, ein Land der Vermittlung. Es bildete eine Brücke, über die das Wissen der alten orientalischen Hochkulturen nach Griechenland kommen und dort die kulturelle und zivilisatorische Entwicklung beflügeln konnte. Mit erstaunlicher Offenheit haben Griechen sich dieses Wissen angeeignet und für ihre Zwecke nutzbar gemacht. Die zerklüftete Küste im Westen Kleinasiens zwang die Bewohner dazu, Schiffe zu bauen und das Meer zu befahren. Aus dem Bündnis mit Poseidon erwuchs eine fruchtbare Neugier. Und mit Hermes im Boot fuhren die Ionier schon im 8. Jahrhundert v. Chr. bis nach Spanien und gründeten wenig später Pflanzstädte in Ägypten.